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PDF: | ISBN 978-3-89797-533-0 / EUR 21.99 |
EPUB: | ISBN 978-3-89797-532-3 / EUR 21.99 |
Der Autor legt eine umfassende und fundierte Einführung in die Bedeutung spiritueller Dimensionen innerhalb der Psychotherapie vor. Er beschreibt in Kenntnis der theologischen Spiritualitätsliteratur und der aktuellen Forschung, was den Begriff der Spiritualität jenseits des Esoterik-Booms ausmacht, und er versteht es, dies mit den Konzepten der Gestalttherapie in Beziehung zu bringen und Überschneidungen aufzuzeigen.
Die gemeinsame Aufgabe der Psychotherapie und der spirituellen Begleitung ist das Eröffnen bereichernder Felder für ein gelingendes Leben und die Förderung der ganzen Persönlichkeit.
»Spiritualität wird zunehmend zum Thema. Auch im deutschen Sprachraum. Gemeinhin gilt sie als vager Containerbegriff, in den alle möglichen Anschauungen bzw. Praktiken des Lebenshilfe-Marktes hineingeworfen werden. Der Südtiroler Gestalttherapeut und Theologe Georg Pernter legt nun unter dem Titel „Spiritualität als Lebenskunst“ ein Buch vor, das keine nichtssagende, globale Patchwork- oder schwärmerische „Feel good“-Spiritualität vertritt. Denn – gegenüber einem rückwärtsgewandten, fundamentalistischem Spiritualitätsgefasel: „Nur der Nüchterne ahnt das Heilige“ (Max Frisch).
Pernters Buch gibt einen umfassenden, wohltuend angenehmen, stets auch kritisch-klaren und umfassenden Überblick zum Thema. Detail- und kenntnisreich, niemals vereinnahmend, gut recherchiert, mit zahlreichen, nachvollziehbaren Info-Blöcken und der heilsam notwendigen Luft, den eigenen Standpunkt zu eruieren. Immer auch persönlich gehalten, beschreibt er ein Verständnis von Spiritualität, das modernen Menschen in Westeuropa nahe kommt und einen Dialog im Buberschen Sinne entfachen möchte.
Nach dem einführenden Kapitel „Der erweiterte Horizont“ über gesellschaftliche Strömungen, verschiedene Weltbilder, totgesagte, aber umso vitalere Religionen und Sinnbastler im postmodernen Zeitalter, in einer globalisierten, gehetzten und fragmentierten Welt, folgen im zweiten Kapitel alltagstaugliche Definitionen des mehrdeutigen Begriffes Spiritualität. Sein Verständnis von Spiritualität ist – ganz im Sinne Gary Yontefs –gestalttherapeutisch und relational gedacht: Kontakt und Verbundenheit, aus dem Dialog im Individuum/Umwelt-Feld, sozial verantwortet. Ein Ansatz, der ohne Anleihen aus Esoterik oder besonderen spirituellen Schulen auskommt.
Letztlich sind es für Pernter die Fragen nach Verantwortung, nach Sinn, nach unserer Identität, die Erfahrungen von Staunen, Betroffenheit, Verzweiflung oder Leiden, der Kontakt mit der Lebenswelt, die den Begriff umkreisen und lebendig werden lassen. Themen also, die in Therapie und Beratung aufkommen und ihren Platz haben, wenn wir Menschen begleiten wollen.
Im dritten Kapitel des Buches wird das Thema auf Psychotherapie hin reflektiert. Unprätentiös und einfühlsam argumentiert er für eine beseelte Psychotherapie, und zeigt auf, was er ganz praktisch darunter versteht und welche relevanten Wirkeffekte von Spiritualität erforscht sind. Die darauf folgenden Kapitel fokussieren Gestalttherapie als Therapie der Lebenskunst. Anhand gestalttherapeutischer Maximen bzw. Prinzipien schlüsselt der Autor schließlich im letzten Kapitel das Thema auf und zeigt Aspekte einer gelingenden, v. a. biophilen Spiritualität auf, ganz im Sinne Erich Fromms. Dabei zeigt Pernter ausgesprochen wohltuend auf, dass letztlich die Kunst, gut zu leben, der zentrale Faden ist, auf den es ankommt.
Seine Sprache ist dicht, manchmal kontrapunktierend, der Text niemals langatmig, sondern lesefreundlich aufbereitet, in vielen kleinen Absätzen, die zum selbständigen Weiterdenken anregen. Als Praktiker und ehemaliger Buchhändler, auch als Kenner jeglicher Ausartungen in den verschiedensten spirituellen und esoterischen Szenen, zäumt er dieses Thema vom Blickpunkt der Gestalttherapie her auf und gibt Anregungen, wie Spiritualität gesehen werden kann, was ihre „Heilkraft“ sein könnte, welches ihre Grenze ist.
Man findet im Buch kontinuierlich Anknüpfungspunkte für das eigene Erleben – immer als Angebot und Möglichkeit formuliert. Hilfreich sind die übersichtlichen Einschübe und Tabellen, die aufgelisteten Fragen, die man sich stellen kann und die eine gute Orientierung geben im breiten Themenspektrum von Lebenskunst, Therapie, Spiritualität und Gestalttherapie.
„Spiritualität als Lebenskunst“ ist ein Buch, in dem sich Psychologen, Studierende und Trainer ebenso einlesen können wie interessierte Menschen. Insgesamt ist es ein anregendes Buch sowie eine ermutigende Einladung für Therapeuten und Menschen, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Nicht nur in Beratung und Therapie, sondern auch im persönlichen Lebensalltag. Sich einzulassen, auf das, was ist, auf die Höhen wie auch auf die Tiefen menschlicher Wege, auf die lebenspraktischen Weisheiten einer Kunst des Lebens, denen spirituelle Strahlkraft inneliegt (Foucault), im Dialog und Kontakt mit dem Fremden, dem Anderen, dem Vertrauten und Unvertrauten (Buber), im Prozess zu bleiben und den Fokus der Endlichkeit im Blickfeld zu haben.
Die Botschaft? Kein Einheitsbrei oder absolutistische Gleichmacherei von oben („cuius regio, eius religio), keine fanatische, religiöse Streitschrift oder eine „Geschichte des Größten“ (Manfred Lütz). Sondern: Vive la différence! Und: Es ist alles schon da, wenn wir unserer „passion“ folgen und es uns gelingt, genauer hinzuschauen. Lebe das, was du sagst, glaubst, meinst, was stimmig und richtig ist für dich. Mehr ist nicht zu tun. Allerdings: Weniger auch nicht.
Ein Buch, das ich mit Interesse und persönlichem Gewinn gelesen habe.«
(Ulrike F. M. Mair)
Aus dem Inhalt: