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Christian Fuchs
DIE GESTALT DES TRAUMATISCHEN
Phänomenologisches Handeln bei seelischer Verletzung
EHP-Verlag Andreas Kohlhage, 2019
272 Seiten; 26 Abb., Hardcover, Fadenheftung; ISBN: 978-3-89797-116-5

Dieses Buch ist auch als E-Book erhältlich:
Also available as e-book:
PDF:  ISBN 978-3-89797-645-0  /  EUR 21.99
EPUB:  ISBN 978-3-89797-644-3  /  EUR 21.99

Das Buch versucht, den herrschenden Diskurs zur Traumatherapie aufzubrechen. Ziel ist eine Haltung zu entwickeln und verständlich zu machen, welche die Erkenntnisse unterschiedlicher Schulen und Theorien vor dem Hintergrund individueller Biografien zu einer sinnhaften Gestalt werden lassen.
Im Mittelpunkt dieses Buches steht die Arbeit des Neurologen Kurt Goldstein (1878-1965). Sein disziplinübergreifender Ansatz macht ihn bis heute zu einem Vordenker der psychosomatischen Medizin. Die Forschungsarbeit mit hirnverletzten Soldaten des ersten Weltkriegs ließen eine biologisch begründete Anthropologie entwickeln, die sich ins Philosophische hinein entwickelt. Er befasste sich mit dem Leib-Seele-Problem, wie es auch heute wieder von den Neurowissenschaften aufgeworfen wird. Der „naturalistische Kurzschluss“, der heute vielfach in den Neurowissenschaften vorzufinden ist, wurde schon von Goldstein kritisiert und macht sein Denken damit wieder hochaktuell.
Trauma ist für Kurt Goldstein ein existentielles Ereignis, das den Menschen in seinem Sein erschüttert. Nach einem Trauma befinden sich Menschen häufig in existentiellen Krisen, die sich nicht allein im vorherrschenden naturwissenschaftlichen Ursache-Wirkung-Paradigma fassen lassen. Ein Paradigma, das Sinnfragen nicht berücksichtigt. Eben diese Sinnfragen jedoch stellen sich die Betroffenen bei der Verarbeitung traumatischen Erlebens, und deren Ausklammerung behindert die Arbeit am Trauma. Diesen Konflikt nimmt das Buch zum Anlass, den aktuellen klinisch-pragmatischen Trauma-Diskurs im gesellschaftlichen Kontext zu verstehen, ihn kritisch zu beleuchten und ihn zu einer philosophisch-phänomenologischen Sichtweise ins Verhältnis zu setzen.
Der spezifische Beitrag der Gestalttherapie zu diesem Buch ist ihre gesellschaftskritische Haltung, die dem Phänomen des Traumas zusätzlich einen erweiterten Rahmen gibt. Die konzeptionelle Integration somatischer Reaktionsmuster vor dem Hintergrund einer erlebnis- und beziehungsorientierten Haltung sind wesentliche Bestanteile des hier vertretenen Ansatzes und machen ihn in dieser Form eigenständig, aber auch anschlussfähig an andere therapeutische Schulen. Dadurch erweitert sich die Sichtweise auf Trauma, und der Diskurs verschiebt sich – weg von individueller Dysfunktionalität – in Richtung gesellschaftlicher Verursachung und Verantwortung.
Traumatherapeutisches Handeln erhält eine breitere Fundierung und deutlich erweiterte Interventionsmöglichkeiten.
Neben der theoretischen Grundlegung werden Handlungsdimensionen und Handlungsebenen für die praktische Umsetzung entwickelt. Dies wird mit ausführlich kommentierten Fallvignetten beispielhaft umgesetzt, die zahlreiche aus der alltäglichen therapeutischen Praxis kommende Hilfen bieten.
Ein Buch für Therapeuten unterschiedlicher Schule, für Lehrende wie für Lernende.

»Das Buch ist für Therapeuten aber auch für interessierte Betroffene gleichermaßen interessant. Es wird ein kritischer Blick auf den aktuellen Traumadiskurs geworfen. Das Buch verharrt nicht in Kritik, sondern entwickelt aus dieser Kritik heraus eine praktische Umsetzung, die einige neue Perspektiven in der Arbeit am Trauma eröffnet.« (Almut Ladisich-Raine)

»Dieses Buch ist jedem zu empfehlen, der an einer kritischen, zugleich vertieften Auseinandersetzung mit der gestalttherapeutischen Grundhaltung interessiert ist. Es folgt nicht dem Mainstream ‚behandlungsorientierter Traumatherapie‘, sondern besinnt sich auf die humanistischen Wurzeln, insbesondere auf Kurt Goldsteins holistisches Verständnis menschlicher Existenz und auf Lore Perls‘ ‚Begegnung an der Grenze‘. Der Autor relativiert die so verbreitete Unterscheidung in krank und gesund, indem er das krankmachende Feld und die damit notwendigerweise entstehende ‚existenzielle Angst‘ hervorhebt. Er betont, dass jede auch noch so problematische Entwicklung zunächst eine kreative Anpassung an das destruktive Feld ist. Das entlastet den traumatisierten Menschen von einer Stigmatisierung und nimmt ihm ein Stück Verantwortung und Bürde für sein Leiden. Es geht dann darum, gemeinsam die zu Grunde liegende existenzielle Angst zu erforschen und wie sie die Kommunikation, Wahrnehmung und Kontaktfähigkeit einschränkt. Um der ‚Katastrophenangst‘ zu entgehen, braucht es den Mut, die im Hier und Jetzt überflutende Angst in erträgliche und bewältigbare Furcht zu verwandeln. Das erfordert eine hochsensible, dialogische Beziehung, in der Betroffene wie Therapeut_innen gleichermaßen involviert und engagiert sind. Das Buch ist ein wunderbares und geistreiches Plädoyer für Therapie auf Augenhöhe. Und es schenkt reichlich praktische Anregungen.« (Peter Toebe, IGW - Institut für Integrative Gestalttherapie Würzburg)

Aus dem Inhalt:

  • Gesellschaft und Trauma
  • Ein neuronales Menschenbild
  • Die Geschichte des Traumas
  • Phänomenologische Öffnungen
  • Gestalt und Trauma – Lore Perls und Paul Goodman
  • Die Kritik der Gestalt
  • Kontakt und Support
  • Selbstaktualisierung im Trauma – Kurt Goldstein
  • Abstraktes und Konkretes Verhalten
  • Angst, Furcht und Katastrophenreaktion
  • Die Dynamik des Traumas
  • Trauma und der Mut zum Sein – Paul Tillich
  • Das Wesen der Angst
  • Traumatische Angst
  • Trauma und der Raum des „Zwischen“ – Martin Buber
  • Das traumatische „Zwischen“
  • Sich begegnen
  • Traumasensibel sprechen
  • Erleben ermöglichen – Grenzen wahren – Sinn erfahren
  • Trauma und Kindheit
  • Gestaltbildung begleiten
  • Ebenen des Traumatischen
  • Katastrophenreaktionen auffangen

Christian Fuchs, Gestalt- und Traumatherapeut (HPG) in eigener Praxis, Mitbegründer des Lore Perls Instituts, dessen Ziel es ist den prägenden Beitrag von Lore Perls für die Gestalttherapie kenntlich zu machen und zu würdigen. Sein Forschungsinteresse im Speziellen gilt einem gestalttherapeutisch fundierten Traumaverständnis, das empirische Forschung mit existenz- und sozial-philosophischen Fragestellungen verknüpft. Parallel dazu arbeitet er als Universitäts- und Hochschuldozent, Autor und Herausgeber (Handbuch Trauma – Pädagogik – Schule, 2017) und gibt Fortbildungen. Als Dipl.-Ing (FH) und Dipl.-Wirtsch.-Ing. (FH) war er langjähriger geschäftsführender Gesellschafter eines Unternehmens mit Schwerpunkt Beratung und Training. Dabei hat er sich mit Fragen der Kommunikation aus unterschiedlichsten Perspektiven befasst und die Umsetzung alternativer Kommunikationskonzepte vorangetrieben. Sein Interesse für das Wesen und die Bedeutung menschlicher Kommunikation in ihrer destruktiven wie kreativen Macht hat hier seinen Anfang genommen. www.lore-perls-institut.de